Ausschreibung von Promotions-Stipendien an der Universität Erfurt
(Bewerbungsfrist: 28. April 2025)
am Promotionskolleg (PK 062)
»De-Globalisierung und Globale Entkopplung (DeGlobE)« (PK 062)
Aus Mitteln der Hans-Böckler-Stiftung werden zum frühesten Beginn im Oktober 2025 bis zu 11 Promotionsstipendien für das Promotionskolleg »De-Globalisierung und Globale Entkopplung (DeGlobE)« (PK 062) vergeben.
Nach Jahrzehnten der zunehmenden globalen Verflechtung scheint ein Prozess der ,Deglobalisierung' einzusetzen. Der im Rahmen der Globalisierung prävalente marktliberale Ansatz wird zunehmend durch aktive Industriepolitik ergänzt, welche z.B. auf gesteuerte Transformation oder wirtschaftliche Autonomie abzielt. Zudem werden Abhängigkeiten im Außenhandel vermehrt kritisch diskutiert: die Bereitstellung ,strategischer' Güter wie Seltene Erden, Batterien oder Halbleiter soll nicht mehr der reinen Marktlogik überlassen, sondern durch gezielte Policies im Sinne von ,Derisking' und Resilienz gelenkt werden - und somit ,versicherheitlicht'. Zugleich scheint Handel unter politischen Alliierten Vorrang zu bekommen vor dem Prinzip der globalen Arbeitsteilung.
Das Ergebnis ist Entflechtung, wenn nicht Entkopplung.
Das Promotionskollegs De-Globalisierung und Globale Entkopplung (DeGlobE) erforscht, wie die sich die unter Bedingungen der Deglobalisierung abzeichnende Neukalibrierung von Markt und Staat, Wirtschaftsparadigmen und Regulierungsebenen und -ansätzen manifestiert. Hierbei ist DeGlobE zum einen an den sich entwickelnden, spezifischen ,post-Globalisierung-Logiken' interessiert, welche diese Sektoren kennzeichnet. Zum anderen soll die Frage gestellt werden, welche Folgen Deglobalisierung, Entflechtung und globale Entkopplung für normative Ziele wie soziale Gerechtigkeit, die sozial-ökologische Transformation oder die Einhaltung der Menschenrechte hat, und welche Mechanismen an die Stelle ehemals multilateraler Ansätze treten können.
Die mit der Deglobalisierung verbundenen Fragen will das Kolleg in vier primären Themenfeldern erforschen:
Themenfeld 1: Sauberer Übergang und grüne Technologien (Lead: Prof. Andreas Goldthau, Public Policy). Promotionsprojekte in diesem Themenfeld können beispielsweise die externe Dimension des EU Green Deal, gerechte Energie- und Industriepartnerschaften, oder die ressourcenbasierte Entwicklung durch Kritische Transitions-Materialien (CTMs) thematisieren.
Themenfeld 2: Lieferketten: Menschenrechte und nachhaltige Entwicklung (Lead: Prof. Michael Riegner, Rechtswissenschaften). Promotionsprojekte in diesem Themenfeld können beispielsweise die Mobilisierung von Lieferkettenrecht, Mitbestimmung und Lieferkettenrecht oder das Management von Lieferkettenrisiko in Unternehmen untersuchen.
Themenfeld 3: Wertschöpfung und Sicherheitsapparate (Lead: Prof. Sophia Hoffmann, Internationale Politik und Konfliktforschung). Promotionsprojekte in diesem Themenfeld sollten sich vorrangig dem Thema ,Economic Intelligence' widmen, welches den strategischen Einsatz von Nachrichtendiensten in der Weltwirtschaft untersucht; oder zur Frage erfolgen, wie staatliche Sicherheitsakteure mit Wertschöpfungsprozessen verknüpft sind.
Themenfeld 4: Finanz-Infrastrukturpolitik (Lead: Prof. Oliver Kessler, Internationale Beziehungen). Promotionsprojekte in diesem Themenfeld können beispielsweise BRICS Pay-und Währungshierarchien, Investment Screening, oder Finanzinfrastrukturen
DeGlobE ist institutionell an der Forschungsgruppe Sicherheitskapitalismus der Universität Erfurt verankert. Hier finden Sie auch weiteren Informationen zu Zielen, Fragestellungen und möglichen Promotionsthemen. Zugleich arbeitet DeGlobE mit zwei zertifizierten Nachwuchskollegs der Universität Erfurt zusammen - C2PO (Center for Political Practices and Orders) und EIPCC (Effective and Innovative Policymaking in Contested Contexts). Über letztere wird die Einbindung in die Betreuungsstrukturen der UE für Promovierende und PostDocs sichergestellt und ein interdisziplinäres Forschungsumfeld geschaffen, in dem individuelle Forschungsprojekte multiple methodische und fachliche Anschlussmöglichkeiten vorfinden.
Wir freuen uns über Bewerbungen aus mit den Themenfeldern verbundenen Disziplinen und anverwandten Fächern. Interesse an interdisziplinärem Arbeiten wird vorausgesetzt. Für die Bewerbung sind gute Deutschkenntnisse erforderlich; die Promotion kann in englischer Sprache verfasst werden.
Ablauf des Bewerbungs- und Auswahlprozesses:
Bewerbungsschluss Stipendien ist der 28.04.2025
Aussichtsreiche Bewerber*innen werden von der wissenschaftlichen Leitung des Promotionskollegs dabei begleitet, ggf. eine Überarbeitung und Anpassung des Exposés an die Thematik und die Anforderungen des Kollegs vorzunehmen. Das Exposé wird anschließend wissenschaftlich begutachtet.
Die Stipendien starten zwischen Oktober 2025 und Januar 2026 und werden für maximal drei Jahre vergeben. Diese Regelförderdauer kann in begründeten Fällen verlängert werden. Promovierende erhalten ein Stipendium von 1.650 Euro (1.550 EUR Grundstipendium und 100 EUR Forschungskostenpauschale). Zusätzlich können bis zu 100 EUR Krankenkassenzuschuss und ggf. Familienzulagen gezahlt werden. Im Herbst 2026 ist eine weitere Erhöhung des Grundstipendiums um 100 Euro vorgesehen. Über die Promotionsstipendien wird nach den Richtlinien des BMBF und den Auswahlkriterien der HBS entschieden.
Bewerben Sie sich bitte mit den erforderlichen Unterlagen und mit einem Exposé (max. 10 Seiten), in dem das geplante Vorhaben skizziert und in das Forschungsprogramm des Promotionskollegs eingeordnet wird. Hinweise zur Erstellung des Exposés finden Sie hier und hier. Ein wissenschaftliches Gutachten ist zu diesem Zeitpunkt nicht notwendig. Die Bewerbung senden Sie bitte ausschließlich über das Online-Bewerbungsportal der Hans-Böckler-Stiftung. Die Vergabe des Stipendiums wird im September 2025 bekannt gegeben.
Fragen zum Bewerbungsverfahren richten Sie bitte an bewerbung@boeckler.de.